Bild nur Korpus

1. Ausgangspunkt

  • Meine E-Gitarre ("Marlin by Hohner SL 400G" aus Jugendzeiten, seit 23 Jahren praktisch unbespielt),

  • eher zufällig ein Bild einer Strandberg Boden gesehen

  • und zwei Wochen später quasi baumarktfrisches Holz geschenkt bekommen, das jemand wegwerfen wollte.

Der Versuchung konnte ich nicht widerstehen und wollte auch mal einen Gitarrenkorpus bauen…

2. Problemstellung

Es gibt wenige verfügbare Headless-Mechaniken, sie sind teuer und/oder nicht immer ohne Werkzeug stimmbar. Ich wollte möglichst das vorhandene Material weiterverwenden.

3. Bekannte Lösungen

Auf der Suche nach existierenden Lösungen bin ich nur auf solche gestossen (meist an Reisegitarren), welche in einen einigermaßen normalen E-Gitarrenkorpus nicht wirklich integrierbar sind. Sie geben eine bestimmte Korpusform vor und/oder die Drehknöpfe stehen an unvorteilhaften Stellen aus dem Korpus hervor.

Beispiele: 1, 2, 3, 4, 5 6

Als Ausnahme ist diese zu nennen, aber das erschien mir zu aufwändig und braucht auch viel Baulänge. Dafür sieht sie gut aus.

Zunächst fand ich die Lösung wie bei der SoloEtte gut (1, 2) bis ich auf einem Detailbild gesehen habe, dass die Saiten teilweise über die Kante der Brücke "umgelenkt" werden obwohl die Konstruktion bereits recht lang ist. Da hilft die Verwendung einer Rollenbrücke auch nicht mehr. Es müsste entweder eine zusätzliche Umlenkung her oder die Mechanik müsste höher gesetzt werden, womit sie dann vermutlich der Schlaghand im Weg ist (beim Palm Muting), oder sie müsste weit von der Brücke entfernt sein.

In manchen Paradis Avalon von Rolf Spuler werden die Mechaniken versteckt und mit den Drehknöpfen zum Bauch hin montiert (hier gibt es viele Bilder, aber die Mechanik ist selten abgebildet: 1, 2)

4. Lösung

Nun kann man aber die Position einer Mechanik an der Gitarre um drei Achsen drehen und auch nicht nur um Vielfache von 90°: damit kann gleichzeitig der Drehknopf relativ zum Korpus tiefer und die aufgewickelte Saite höher gelegt werden, außerdem kann man den Drehknopf nach hinten drehen, so dass er mehr Abstand zur Schlaghand bekommt.

Glücklicherweise sind die vorhandenen Mechaniken (sechs linke) umbaubar, so dass sie auch rechts montiert werden können. Sie werden damit wegen der Form des Blechs und der Befestigungslöcher natürlich nicht spiegelbildlich. Darum sehen beide Hälften der Halterung verschieden aus, denn ich wollte es kompakt haben (die Mechaniken überlappen sich quasi) und jeweils beide Schraublöcher zur Befestigung in einem Block nutzen (rückseitige Befestigung wäre möglich, aber aufwendig).

Vollständig symmetrische Mechaniken sind käuflich zu erwerben.

Unten in der Mitte gibt es ein Loch und an beiden Teilen eine "Schulter" um sie von außen gegen den Korpus klemmen zu können.

Diese 3d-gedruckten Teile und ihre Befestigung halten die herrschenden Kräfte jedoch aus (zerstörende Belastungsprüfungen haben stattgefunden), somit ist dieser Hosenträger nicht nötig.

5. Mögliche Verbesserungen

Mit dem Ding gewinnt man keinen Schönheitspreis, aber das lässt sich zumindest verbessern.

Ohne den Bauraum zu vergrößern kann der Winkel der von der Brücke weiter entfernten Mechaniken flacher gestaltet werden (so dass diese Saiten von der Brücke aus ähnlich steil verlaufen wie die beiden äußersten Saiten). Dadurch vergrößert sich auch der Abstand zwischen den Drehknöpfen. Auf dem letzten Bild (mit dem breiten Eigenbau-Hals) ist das umgesetzt, aber in der Perspektive nicht sichtbar.

6. Bauweise

Ich habe viele Fräser und andere Werkzeuge nicht, die üblicherweise benutzt werden.

Einiges davon wurde dadurch unnötig, dass ich zwei Hälften im Umriss gefräst und gebaut habe, und vor dem Zusammenleimen innen Aussparungen vorgenommen habe.

Für die Bauch-Aussparung und die Armauflage werden anscheinend meist Winkelschleifer oder Raspeln verwendet. Ersteres ist nicht vorhanden und außerdem wollte ich kleine Späne/Staub möglichst vermeiden.

Diesen ganzen Abschnitt gibt es eigentlich nur, weil ich die verwendete Methode auf meiner Suche nach Alternativen nirgends gesehen habe (falsche Suchbegriffe?): mit einer Säge Schlitze sägen, das Holz dazwischen mit einem Stechbeitel entfernen. Das geht relativ schnell, macht keinen Staub und man muss danach nur noch sehr wenig raspeln.

Bild

7. Weitere Bilder

Schräg

aufgehängt

neuer Hals und Mechanik


Letzte Änderung: 24.04.2023 21:31
Jens W. Wulf

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